Dirk hört hin, damit Eltern weghören können

„Ab welchem Alter kann man das hören?“ Eine Frage die Eltern immer wieder stellen, wenn es um Hörspiele und Hörbücher geht. Denn wenige Titel kommunizieren eine klare Altersempfehlung und in Zeiten des Streamings, fällt Beratung meist weg. Dabei variieren Inhalte deutlich und können den Nachwuchs überfordern oder sogar um den Schlaf bringen. Deshalb hat die tigerbox TOUCH für ihren Streamingdienst tigertones einen eigenen Contentexperten, der sich u. a. darum kümmert, dass die Audioinhalte von den passenden Ohren gehört werden und das Kindern ein immer vielfältigeres und größeres Hörangebot zur Verfügung steht: Dirk Eichhorn. So können Eltern entspannen und den Hör-Abenteuern der Kids kontrollierten Lauf lassen. Im Interview gibt Dirk einen Einblick in seinen spannenden Job, erklärt, wie sich Hörmedien und Zuhörer:innen in den letzten Jahrzenten verändert haben, und warum Ohrenfutter so wichtig für Sprachentwicklung und Lernen ist.

Dirk, Du sorgst für ein sicheres Umfeld in der Hörspielwelt von tigertones. Wieso ist das eigentlich so wichtig?

Dirk: Eltern sollen sich auf die Qualität der Inhalte verlassen können. Sie sollen die tigerbox TOUCH, unser Endgerät, unbesorgt in die Hände des Nachwuchses legen können. Wir haben ja früher in unserem Zimmer auch eigenhändig aus unserer Hörspielsammlung die Kassette oder die CD ausgewählt, die wir als nächstes hören wollten und mussten nicht bei jedem Hörspiel die Eltern vorher fragen.

Geht Eltern bei einer Auswahl von mehr als 10.000 Titeln die Übersicht flöten?

Dirk: Na klar, das ist ganz normal. Streaming und Digitalisierung sorgen zwar für eine große Auswahl und ersparen es, dass jeder Titel einzeln gekauft werden muss, aber die Bedürfnisse der Kinder gehen stark auseinander und Mama und Papa können nicht alles kennen. Die Hörspiel- und Hörbuchverlage geben meist eine im Streaming nicht sichtbare Altersempfehlung an, aber Eltern sollten auch in diesen neuen Zeiten des Hörens in die Lage versetzt werden, die richtigen Entscheidungen für ihren Nachwuchs zu treffen. Wir beraten die Eltern und Kinder bei dieser Entscheidung.

Das heißt, die App ist quasi Bibliothek und Filter gleichzeitig?

Dirk: Genau, die kostenlose App tigertones clustert nach Themenwelten und Titelhelden und grenzt die Auswahl nach Alter ein. Außerdem gibt es eine Suche, damit auch alle Lieblingstitel schnell gefunden und dann über die App für die Box auswählt werden können. Wir sind da in unserer Filtersystematik schon ziemlich gut, aber jeder, der sich mit Datenbanken auskennt, weiß: Es gibt immer Verbesserungsmöglichkeiten, deswegen arbeiten wir stetig an neuen Features.

Wie bist Du zu diesem besonderen Job gekommen?

Dirk: Ich habe rund 20 Jahre für das bekannte Hörspiellabel Europa (Sony Music) gearbeitet und dort u. a. den Shop und den Hörspiel-Content betreut. Das Thema Family-Entertainment begleitet mich sozusagen schon mein ganzes Arbeitsleben. Zu tigermedia bin ich Mitte 2019 gestoßen. Da ich ja durch meine Arbeit den Markt immer aufmerksam beobachte, ist mir die tigerbox TOUCH ein Begriff gewesen. Die Entscheidung zu tigermedia zu gehen, fiel mir damals nicht schwer, da ich die Hörspielbox mit der passenden Plattform für ein innovatives Produkt mit großem Potenzial halte. Zusätzlich hat mir ein herausragendes Team die Entscheidung einfach gemacht.

Was genau ist Deine Aufgabe?

Ich stehe mit Hörbuchverlagen, Hörspiellabels und vielen Künstlern im ständigen Austausch. Ich suche immer nach weiteren Inhalten, damit die tigerbox- und tigertones-Familien immer wieder überrascht werden und tolle Neuheiten finden. In wöchentlichen Redaktionssitzungen schauen mein Kollege und ich uns die Neuheiten an und entscheiden, welche besonders beachtenswert sind und überprüfen die Richtigkeit der Daten. Wir stellen somit sicher, dass die Hörspiele, Lieder, Geschichten richtig zugeordnet und sichtbar werden. Das ist im Gegensatz zu anderen Streamingservices eher ungewöhnlich, da dort, allein aufgrund der Mengen an angelieferten Inhalten, eine genaue redaktionelle Prüfung eher nicht möglich ist. Da unser Service aber speziell für Kinder gemacht ist, haben wir auch eine höhere Verantwortung gegenüber unseren kleinen tiger-Fans.

Wie gehst du da ran – wie kuratierst du Hörmedien??

Dirk: Wir schauen uns die Metadaten an, hören teilweise in die Titel und clustern diese dann nach Themen, Serien, Genres und Altersklassen usw… Unsere Range der Altersangaben lautet ab 0, 3, 5, 9 ab 12 und auch ab 14 Jahren. Kindermusik kann ich fast ausschließlich ab 0 Jahren empfehlen, da die Texte meist unbedenklich sind und Musik von Kinder aller Altersstufen geliebt wird. Gruselige Geschichten stufe ich meist für Kinder ab 9 oder 12 Jahren ein, das kommt natürlich immer auf die Inhalte an. So ist zum Beispiel die Serie Johnny Sinclair (viele werden die Gruselhörspiele vom großen John Sinclair kennen) für kleine Kinder ziemlich gruselig. Da müssen wir dann sicherstellen, dass diese Hörspiele auch erst ab 9 Jahren empfohlen werden. Serien wie Paw Patrol, Leo Lausemaus oder die Fuchsbande sind wiederum unbedenklich und können theoretisch schon im Krippenalter gehört werden, auch wenn ich diese ab 3 Jahren empfehlen würde. Letztlich sind diese Altersgrenzen immer nur als Empfehlung für die Eltern gedacht. Kinder sind individuell. Eltern kennen ihren Nachwuchs am besten und wissen, ob sich ihre 6-jährige Tochter entspannt und amüsiert Johnny Sinclair anhören kann oder ob sich ihr 9-jähriger Sohn bei Conni Hörspielen gruselt. Wir haben Stunden damit verbracht, über Altersgrenzen zu diskutieren. Die finale Entscheidung liegt schlussendlich bei den Eltern, aber wir wollen möglichst viel Orientierung geben.

Gibt es Ausschlusskriterien für Dich? Hast Du schon mal ein Hörspiel abgelehnt?

Dirk: Es gibt wenige No Go’s, aber einige kritische Punkte, auf die ich bei der Auswahl der Titel achte. Wir bei tigermedia stehen für Toleranz, Diversität und Weltoffenheit. Inhalte, bei denen bestimmte Gruppen diskriminiert werden, nehmen wir nicht auf.

Sexismus und Rollenbilder – ist das noch ein Thema?

Dirk: Geschichten, die vor allem in 70er und 80er Jahren entstanden sind – darunter viele große und bekannte Titel, die es auch heute noch gibt – merkt man beim Hören veraltete Rollenbilder und Ressentiments gegen bestimmte Gruppen doch deutlich an. Heute ist das kaum noch so. Viele Hörspiele von damals wurden inzwischen nachträglich geschnitten, überarbeitet und neu veröffentlicht, da sie aus heutiger Sicht rassistische oder sexistische Aussagen enthielten. Das damalige Wording und Bewusstsein für diskriminierte Gruppen waren ein anderes als heute.

Haben Jungen und Mädchen sehr unterschiedliche Hörspiel-Vorlieben?

Dirk: Absolut, denn Kinder wachsen – auch wenn wir es uns wünschen würden – nicht geschlechtsneutral auf: Eltern, Kindergarten, Schule – überall werden Stereotypen gelebt. So ziehen Barbie-Geschichten deutlich weniger Jungen an. Ein Gegenbeispiel ist Feuerwehrmann Sam, diese Serie kommt dann bei den Jungs besser an. Wir sind noch sehr weit davon entfernt, dass Pferdehörspiele und Fußballtitel bei Mädchen und Jungs gleichermaßen beliebt sind. Ich möchte das gar nicht werten, jedes Kind sollte einfach selbst entscheiden dürfen, welchen Titel es besonders gern hört.

Haben sich die Themen der Kinderhörspiele verändert?

Dirk: Ja. Kinder kommen heute mit vielen Themen früher in Berührung als in der Vergangenheit. Das hängt sicherlich mit der Digitalisierung und der Masse an Informationen zusammen, auf die wir von überall zugreifen können. So werden Themen wie Mobbing, Patchwork und Homosexualität heutzutage gesamtgesellschaftlich offener gelebt und besprochen. Ich persönlich begrüße das, da Kinder sich in dieser Welt zurechtfinden müssen und wir alle die Verantwortung dafür tragen, weltoffene, soziale, selbständige, tolerante und emphatische Kinder in die Zukunft zu entlassen. Auch im Audiobereich haben sich die Themen an diese Verantwortung angepasst. Früher krochen die Detektiv:innen häufig in alten Höhlen oder Ruinen herum oder waren klassischen Dieb:innen auf der Spur. Heutzutage kann es auch schon mal ein Umweltsünder sein, der verfolgt wird, aber auch das schon angesprochene Mobbing ist ein Thema.

Was ist das Besondere am tigermedia Modell? Gibt es Vorteile für eure Partner, die Autoren und Verlage?

Dirk: Im Gegensatz zu den gängigen Streamingdienst-Anbietern, führen wir eine zeitanteilige Wertberechnung durch. Ich möchte einmal behaupten, dass wir wahrscheinlich das fairste Abrechnungsmodell haben, da die tatsächlich gehörte Zeit abgerechnet wird und nicht die einzelnen Tracks, was im normalen Streaming ja dazu führt, dass die einzelnen Tracks und Songs immer kürzer werden, da ein Track ab 31 Sekunden abgerechnet wird. Wer im gängigen Abrechnungsmodell also zwei Songs à 31 Sekunden veröffentlicht, bekommt mehr Geld als jemand, der zum Beispiel einen Song veröffentlicht hat, der 4 Minuten lang ist, da dieser nur einmal pro Stream abgerechnet wird. Das ist im Grunde ein bisschen seltsam und wird auch immer wieder diskutiert. Wir sind da mit unserem Abrechnungsmodell schon weiter.

Wünschst Du Dir mehr Offenheit und Sichtbarkeit für neue Inhalte.

Dirk: Ja, das ist mir ein wichtiges Anliegen. Jeder kennt die großen Brands und die bekannten Kindermusiker:innen. Viele Eltern und Kinder greifen deswegen immer wieder auf diese Titel zurück. Das ist natürlich nicht falsch und hat seine Berechtigung. Doch es gibt so viel zu entdecken. Gerade in der Kindermusik gibt es viele Künstler:innen, die tolle Produktionen zu bieten haben. Ich sehe es daher als meine Aufgabe an, genau diese Geheimtipps den Eltern und Kindern anzubieten und auch die weniger bekannten Titel sichtbar zu machen. Unser Ziel ist es, Kindern zu zeigen, wie groß und bunt die Hör-Welt ist, in dem wir auch Empfehlungen abseits der bekannten Medien geben.

Warum ist Hören so wichtig für Kinder?

Dirk: Beim Hören wird nur ein Sinn angesprochen – alles andere liegt in der kreativen Vorstellungskraft. Kinder erarbeiten sich eigene Bilder im Kopf, sprechen und singen mit und überführen Wörter in ihren eigenen Wortschatz. Hörspiele und Hörbücher unterstützen das eigenständige Verstehen und Lernen. Zudem schaffen sie eine kleine Insel der Entspannung, denn die Augen können hier auch mal Pause machen und müssen keinem Bildschirm oder Text folgen. Deswegen ist das gesprochene Wort auch als Einschlafhilfe so beliebt. Außerdem kann das Hören auch das kreative Spiel fördern, da viele Kinder die gehörten Welten nachspielen oder einfach begleitend zum Hörspiel spielen.

Warum ist Singen so wichtig für Kinder?

Dirk: Rhythmus und Gesang können Kinder ebenfalls dabei unterstützen, Situationen zu verstehen und ihre Gefühle auszudrücken. Kinder lieben Rhythmus, das ist sozusagen der Antrieb für die Bewegung. Deswegen mögen viele Kinder auch moderne Popproduktionen, da dort der Beat häufig eine wichtige Rolle spielt. Ein Beispiel dafür ist Mark Forster oder auch solche Songs wie „Haus am See“ von Peter Fox. Die Gruppe „Deine Freunde“ oder die Künstler herrH und DONIKKL, die es auch als Tigercard gibt, machen es ähnlich. Tolle Produktionen, die mit jeder Popproduktion mithalten können und trotzdem kindgerecht sind. Davon einmal abgesehen, gibt es immer noch viel zu viel Kindermusik, die ihre kleinen Hörer musikalisch nicht ernst nimmt. Deswegen haben wir ein Album produziert, auf dem Kinder bekannte Popsongs singen: Die tigerhits POP. Mit dabei ist aber auch ein von uns selbst komponiertes Lied.

Warum hören immer mehr Erwachsene Kinderhörspiele?

Dirk: Viele erinnern sich gerne an ihre Kindheit und an die Situationen zurück, in denen Hörspiele gehört wurden, zum Beispiel an das unbeschwerte Spielen im Kinderzimmer oder das wohlige Hören zum Einschlafen. Das sind oft glückliche und schöne Momente gewesen, die uns den Alltag vergessen ließen. Hörspiele bringen das Gefühl der Geborgenheit, der Unbeschwertheit und des Vertrauten zurück. So wie ein alter Song, mit dem man schöne Erinnerungen verbindet. Da viele Serien schon Jahrzehnte existieren, wie zum Beispiel Bibi Blocksberg, TKKG oder Die drei ???, sind die Hörspiel-Held:innen und ihre Stimmen zu verlässlichen Begleitern durchs Leben geworden. Ich bin sehr gespannt, ob in ein paar Jahren zum Beispiel Paw Patrol eine Renaissance bei Erwachsenen erlebt, wahrscheinlich bleiben es aber auch weiterhin die Longseller wie Bibi, Die drei ??? und Co..

 

Was sind Deine Top 5 Neuentdeckungen?

Dirk:

  1. herrH: Moderne, tanzbare, poppige Kindermusik mit witzigen Texten, die auch zum Nachdenken anregen. herrH haben wir mittlerweile sowohl im Stream, als auch als tigercard.

 

  1. Zuckerblitz Band: Moderne Kindermucke aus Hamburg, mit Porky von Deichkind und Malo, ein Rapper, der auch schon Songs für ziemlich bekannte Popkünstler:innen geschrieben hat. Das ist Kindermusik die nach vorne geht und lustig ist.

 

  1. Heavysaurus: Hard Rock für Kids! Klingt, wie Hard Rock zu klingen hat. Musikalisch irgendwo zwischen Europe und Helloween, die Texte sind aber natürlich für Kinder geeignet. Ganz nebenbei tritt diese in Finnland gegründete Band in Dino-Kostümen auf. Wer die Band mal live erleben kann, sollte unbedingt mit seinen Kindern hingehen. Selten bekommt man so etwas zu sehen und zu hören. Ein großer Spaß! Hand in die Luft und Pommesgabel-Zeichen machen. Übrigens: auch Heavysaurus gibt es als tigercard.

 

  1. DIKKA: Hip Hop für Kinder. Super produziert und mit tollen Gästen, wie Sido und Mark Forster. Da kann man wunderbar mittanzen und bouncen.

 

  1. Herr Jan: Für alle, die eher handgemachte Musik bevorzugen und Fans von der wunderbaren „Unter meinem Bett“-Serie sind, für die ist Herr Jan sehr empfehlenswert.

Eigentlich muss ich hier auch noch mal die tigerhits erwähnen, weil ich wirklich stolz auf das Album bin. Es gibt aber noch so viele andere tolle Kindermusiker:nnen, die ich hier nennen könnte, etwa die freche Sukini, Kid Clio, Johannes Stankowski, Sebó, Dominik Merscheid oder das ganz wunderbare Projekt „Wir Kinder vom Kleistpark“.
Da ist für jeden Musikgeschmack etwas dabei. Leider haben wir noch nicht alle Künstler:nnen im Stream, wir arbeiten aber daran! Wer dabei sein will, kann sich gerne bei mir melden.

Wichtigste Steps in den kommenden Monaten?

Dirk: Wir erweitern laufend unser Angebot und sind mit weiteren Content-Partnern in Gesprächen. Die 10.000 Titel haben wir jetzt geknackt, auf geht’s zu den 15.000! Dazu wollen wir auch in Zukunft weitere exklusive Inhalte produzieren. Der tigershow-Podcast steht beispielhaft für ein Format, welches sich inzwischen sehr gut bei den kleinen Hörer:innen etabliert hat. Darüber hinaus sind einige spannende Dinge in Planung, über die ich leider noch nicht sprechen darf. Ich kann nur so viel sagen: Es wird unsere tigerbox TOUCH noch interessanter machen.

Was waren die Lieblings-Stücke Deines Sohnes?

Dirk: Bob der Baumeister, Teufelskicker, Die drei ??? Kids und viele EUROPA Produktionen, da ich ja nun mal an der Quelle saß. Kindermusik war nicht so sein Ding. Wir haben ihn schon früh auf Konzerte mitgenommen, daher hat er vor allem Pop und Rockmusik gehört, die auch im Radio lief. Ein paar Favoriten hatte er dann aber schon, zum Beispiel Peter Fox, Culcha Candela, Peter Gabriel, Prince und Michael Jackson.

 

Über tigertones

tigertones ist der erste Audio-Streamingdienst, der sich mit einer Auswahl von mehr als 10.000 Hörbüchern, -spielen, Songs und Podcasts ausschließlich an Kinder richtet. Zugriff haben schon die Kleinsten über das passende Endgerät, die tigerbox TOUCH, die mit Stereosound und einem Touchdisplay Kinder bis 12 Jahren begeistert. Die Mediathek ist dabei frei von Werbung und die Hörspiele und die Musik wird von einer Redaktion kuratiert.

Website: http://www.tigerbox-touch.de/