Das Aachener non-profit Start-up Little World bringt Menschen zusammen, die sonst kaum miteinander sprechen würden – Deutschlernende und Deutschsprechende, neue und langjährige Mitglieder unserer Gesellschaft. Über eine digitale Plattform organisieren sie 1:1-Gespräche, die kulturellen Austausch, Teilhabe und Verständigung fördern – unkompliziert, flexibel und auf Augenhöhe. Was als einfache Idee begann, hat mittlerweile über 6.000 Menschen bundesweit verbunden. Little World setzt nicht auf klassischen Sprachunterricht, sondern auf echte Begegnungen. Ehrenamtliche müssen nicht unterrichten – sie sprechen einfach. Über Alltag, Kultur, Hobbys, das Leben. Gründer Oliver Berlin und sein Team wollen zeigen: Integration und Inklusion braucht keine großen Programme, sondern Räume für Austausch. Die Plattform bietet genau das – und wird zunehmend auch für Unternehmen interessant, die gesellschaftliche Verantwortung leben und sichtbar machen wollen.
Von außen betrachtet wirkt es wie eine simple Idee: Menschen, die Deutsch sprechen, treffen sich digital mit Menschen, die Deutsch lernen – zum Reden. Keine Nachhilfe, keine Verpflichtung, keine klassische Tandem-Partnerschaft. Sondern echte Gespräche. Offen, persönlich und auf Augenhöhe. Was Little World daraus gemacht hat, ist ein digitales Format mit gesellschaftlichem Tiefgang, das Brücken baut, Vorurteile reduziert und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt. „Begegnung ist der Anfang von Verständnis“, sagt Oliver Berlin, Gründer und Geschäftsführer von Little World. „Und wir erleben täglich, wie groß die Wirkung schon eines einzigen Gesprächs sein kann.“ Genau diese Erfahrung teilt etwa die Deutschlernende Amina, die durch ihre regelmäßigen Videocalls mit Sprachpatin Franziska nicht nur ihre C1-Prüfung bestand und so ihr Studium aufnehmen konnte, sondern auch eine Freundin gefunden hat.
Spracherwerb durch Austausch – nicht durch Belehrung
Das Prinzip ist einfach: Interessierte registrieren sich online, machen Angaben zu ihren Lieblingsthemen und verfügbaren Zeiten – und werden per Matching-Algorithmus mit passenden Gesprächspartner:innen zusammengebracht. Im virtuellen Raum geht es dann nicht um Grammatik, sondern um Leben. Familie, Alltag, Hobbys – alles, was verbindet. Eine Plattform-interne Übersetzungsfunktion sowie Gesprächskarten helfen über Sprachbarrieren hinweg. Rund 6.500 Nutzer:innen sind bereits registriert, viele von ihnen engagieren sich regelmäßig.
Berlin erklärt: „Sprachlernen funktioniert nicht nur über Lehrbücher – es braucht Übung, vor allem aber Vertrauen. Und das entsteht, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet. Unser Ziel ist es, Räume dafür zu schaffen – besonders dort, wo sie bisher gefehlt haben.“
Digital, skalierbar – und gesellschaftlich relevant
Der Bedarf an Austausch ist groß: Viele Deutschlernende suchen nach Möglichkeiten, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und mehr über das Leben in Deutschland zu erfahren. Auch Freiwillige wünschen sich mehr Gelegenheiten, mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen in Kontakt zu treten und ihre Perspektiven zu erweitern. Doch es fehlen niedrigschwellige Angebote für freiwilliges Engagement – 41 Prozent der Nicht-Engagierten geben an, sie würden gerne helfen, scheitern aber an Zeitmangel oder fehlender Flexibilität. Laut dem Einsamkeitsbarometer 2024 des Bundesfamilienministeriums sind gerade Menschen mit Migrationsgeschichte häufig von sozialer Isolation betroffen. Little World begegnet diesem beiderseitigen Bedürfnis mit einem pragmatischen, digitalen Modell: Bereits 30 Minuten pro Woche reichen aus, das Engagement ist ortsunabhängig und unverbindlich. Die Wirkung ist messbar: Laut einer internen Umfrage fühlen sich 86 Prozent der Deutschlernenden nach den Gesprächen sicherer im Sprechen. Fast alle Freiwilligen geben an, dass sie durch die Gespräche ein tieferes Verständnis für andere Kulturen entwickelt haben. „Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung und wachsendem Rechtsruck sehen wir das als ein starkes Zeichen“, sagt Berlin.
CSR zum Mitmachen – für Unternehmen mit Haltung
Auch für Unternehmen ist Little World ein attraktives Tool. Mitarbeitende können sich im Rahmen von Corporate Volunteering unkompliziert engagieren – flexibel und wirkungsvoll. Für Organisationen, die Diversität und soziale Verantwortung glaubhaft leben wollen, bietet die Plattform nicht nur die Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung, sondern auch eine transparente Dokumentation: Alle Engagement-Zeiten werden erfasst, die Wirkung regelmäßig evaluiert, sodass CSR-Berichte mit belastbaren Kennzahlen unterstützt werden. Studien zeigen: Wer sich einbringt, ist zufriedener und fühlt sich stärker verbunden. Darüber hinaus eröffnet Little World Unternehmen die Möglichkeit, frühzeitig mit Talenten aus dem Ausland in Kontakt zu treten. Gleichzeitig können Deutschlernende auf niederschwellige Weise Verbindungen zu potenziellen Arbeitgebern aufbauen. Unternehmen, die solche Formate unterstützen, fördern nicht nur ihre CSR-Strategie, sondern auch Loyalität, Identifikation und Motivation innerhalb ihres Teams. „Wir glauben an eine neue Form von Willkommenskultur – digital, verbindend und wirksam“, so Oliver Berlin.
Teil einer größeren Vision
Little World sieht sich nicht als Einzelakteur, sondern als Teil einer vielfältigen Community. Das Team spricht bewusst von einem „Utopia-Mindset“: einer Haltung, die Vielfalt feiert und Zusammenarbeit über Konkurrenz stellt. „Wir wollen zeigen, dass eine andere Realität möglich ist – und dass jeder dazu beitragen kann. Nicht mit großen Gesten, sondern mit kleinen, menschlichen Schritten“, so Berlin.