Erste Liga für die Prostata

Im Hamburger Westen entsteht Deutschlands erste Spezialklinik für die operative Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung, der sogenannten BPH (Benigne Prostatahyperplasie). Mit sieben Therapieverfahren werden hier neue Standards in der operativen Behandlung etabliert. Dazu zählen neben modernen Laserverfahren auch die Behandlung mit dem robotergestützten Hochdruck-Wasserstrahl, AquaBeam, sowie Stents. Zwei international renommierte Chefärzte leiten die neue Spezialklinik: Prof. Dr. Thorsten Bach und Priv.-Doz. Dr. Giuseppe Magistro, der einzig für dieses Projekt im vergangenen Jahr von München nach Rissen wechselte. Bereits in den ersten Monaten bewirkte die Superspezialisierung der Klinik einen nicht nur überregionalen, sondern auch internationalen Patientenzustrom.

In Deutschland werden jedes Jahr etwa 60.000 Operationen aufgrund einer gutartigen Prostatavergrößerung durchgeführt. Dass eine Schwerpunkt-Klinik für die Behandlung der sogenannten BPH entsteht, scheint somit überfällig: Hierzulande sind rund fünf Millionen Männer über 50 betroffen – bei den über 60-Jährigen sind es sogar 70% und ab 80 Jahren bis zu 90%. Für sie bedeutet es oftmals einen starken Leidensdruck. Das Wasserlassen bestimmt den Alltag und die Nachtruhe kann erheblich beeinträchtigt sein. Eine operative Behandlung ist möglich, erfordert jedoch fachliche Expertise und langjährige Erfahrung für hervorragende Ergebnisse.

Deutschlands erste Spezialklinik für die Behandlung der BPH am Asklepios Westklinikum will die beste Versorgung bieten und neue Standards in der Männergesundheit setzen. Die in einem beschaulichen Wäldchen in Rissen, dem westlichsten Stadtteil Hamburgs, gelegene Einrichtung kann bereits überzeugende Zahlen vorweisen: Viermal niedrigere Komplikationsraten und eine Halbierung der stationären Verweildauer. „Wir schöpfen aus der gesamten Bandbreite des Behandlungsspektrums und bieten dadurch für den einzelnen Patienten die bestmögliche Therapie“, erklärt Boris Ebenthal, Geschäftsführer des Asklepios Westklinikums Hamburg, der das Projekt leitet. Aktuelle Erhebungen bestätigen: Die urologische Spezialklinik in Rissen liegt im deutschlandweiten Vergleich deutlich über dem Durchschnitt. Die Komplikationsrate und damit die Notwendigkeit von Folgebehandlungen sind um ein Vielfaches gesunken. Und auch Bluttransfusionen aufgrund intraoperativer Blutung sind zur absoluten Ausnahme geworden.

Der Gedanke, eine urologische Klinik allein auf die operative Therapie der gutartigen Vergrößerung der Prostata zu spezialisieren, ist neu. „Wir sind überzeugt, den betroffenen Männern durch die Superspezialisierung das jeweils erfolgversprechendste Operationsverfahren anbieten und so die Lebensqualität der Patienten wieder herstellen zu können“, so Chefarzt Prof. Dr. Bach. „Bei unserem Konzept steht der Patient im Mittelpunkt und das Behandlungskonzept wird auf den Patienten angepasst und nicht andersherum“, ergänzt Chefarzt PD Dr. Magistro. Die besondere Stärke der Doppelspitze Bach und Magistro ist die Erfahrung mit unterschiedlichen Lasersystemen. Diese bilden das Fundament der modernen BPH-Therapie und kommen in Rissen in der kompletten Bandbreite zum Einsatz. So kann für jeden Patienten, auch unabhängig von Begleiterkrankungen, das geeignete Therapieverfahren vorgehalten werden. „Entscheidend ist nicht nur die Vielfalt an sinnvollen Behandlungsmöglichkeiten, sondern vor allem die entsprechende Erfahrung mit den Systemen. Am Ende wird auch ein robotergestützter Eingriff immer noch von einem Operateur durchgeführt und der muss wissen, was er tut“, erklärt Prof. Dr. Bach, der 2017 als erster Arzt überhaupt das robotische AquaBeam-Verfahren in die Routinebehandlung der BPH eingeführt hat. Damit gilt er international als Vorreiter mit der größten operativen Erfahrung. Heute wird das System in nationalen und internationalen Leitlinien empfohlen und weltweit eingesetzt. Viele tausende Patienten konnten davon bereits profitieren.

In den vergangenen zwei Jahren sorgten umfangreiche Renovierungsmaßnahmen in der Spezialklinik am Asklepios Westklinikum für eine optimale und nur auf die gutartige Prostatavergrößerung ausgerichtete Behandlungsumgebung. „Wenn beste Ausstattung und Expertise in einer Struktur zusammenkommen, entsteht Einzigartiges“, erklärt Ebenthal. Neben dem Umbau der Station und der Schaffung eines großzügigen Aufnahmebereichs wurde auch ein neuer Operationssaal ausgestattet. Teil des Konzepts ist, dass die Räume nicht nur ansprechend gestaltet, sondern auch sinnvoll auf die Abläufe der Behandlung abgestimmt sind. „Wir wollen Hürden und Ängste der Patienten abbauen. Mit unserer Erfahrung und unserem Fachwissen rund um das Erkrankungsbild des gutartigen Prostatakarzinoms bieten wir hier in Rissen ein Behandlungsspektrum, welches seinesgleichen sucht“, so PD Dr. Magistro.

Die Spezialklinik am Asklepios Westklinikum bietet sämtliche Verfahren an, die in den Leitlinien als sinnvoll erachtet werden. Neben dem AquaBeam-Verfahren kommt auch die Laserenukleation, die sog. HoLEP oder ThuLEP, zum Einsatz. Außerdem steht mit dem Greenlight-Laser ein System zur Verfügung, das vor allem für Patienten geeignet ist, die Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung einnehmen müssen. Auch andere minimal-invasive Eingriffe sind möglich. Darunter das Rezum-Verfahren, bei welchem heißer Wasserdampf zur Verkleinerung der Prostata verwendet wird, oder das iTind-Verfahren. Dabei handelt es sich um eine Art Prostata-Stent für Patienten mit relativ kleiner Prostata, für die eine medikamentöse Behandlung aufgrund der Nebenwirkungen nicht in Frage kommt. Die hohen Patientenzahlen und der damit häufige Einsatz der einzelnen Therapieverfahren führen zu der hohen Behandlungsqualität. „Durch unsere Superspezialisierung sind wir oftmals erster Ansprechpartner für neue Entwicklungen. So können wir Innovationen schon frühzeitig anbieten und unsere Patienten profitieren davon – darum geht es schließlich immer“, so Prof. Dr. Bach.

Neben der vergrößerten Prostata spielen durch die Altersstruktur der Betroffenen oftmals internistische Begleiterkrankungen eine Rolle. Betroffene werden im BPH-Spezialklinikum darum vom Erstgespräch bis zur Nachsorge von ihrem Operateur persönlich betreut. „Wir haben die Zeit, jeden unserer Patienten kennenzulernen und mit ihm gemeinsam die passgenaue Behandlung zu finden – und auch gleich hier durchzuführen“, so PD Dr. Magistro. „Die direkte Kooperation mit unseren Anästhesisten und internistischen Kollegen in Rissen, die ebenfalls eng in die spezialisierte Patientenbetreuung eingebunden sind, erlaubt uns, Patienten mit Begleiterkrankungen sicher und effektiv zu behandeln“, so Prof. Dr. Bach.

Zum Jahreswechsel waren die Umbauarbeiten des neuen Spezialklinikums abgeschlossen, seit Februar herrscht Normalbetrieb. „Wir bieten eine BPH-Versorgung auf Topniveau an, für etwas Vergleichbares müsste man international lange suchen“, schließt Ebenthal. Der überregionale Zustrom von Männern mit Prostataleiden bestätigt es bereits – viele Patienten kommen nicht nur aus Norddeutschland und der gesamten Republik, sondern auch aus Europa, Dubai oder den USA nach Rissen.