Alon Werber ist CEO des israelischen Unternehmens Pixellot, das mit einer automatisierten Kamera-Technologie den Markt des Live-Sports und der Spielanalyse neu ordnet. Erstmalig steht mit Pixellot auch Amateurligen, Jugendclubs und Frauenmannschaften ein Tool zur Verfügung, das Spiele professionell auswertet, automatisch Turniere zu den Fans aufs Smartphone streamt und somit neue Einnahmequellen erschließt. Im Interview spricht Werber darüber, wie Partnerschaften mit Sportverbänden und Medienhäusern für steiles Wachstum sorgen. Pixellot verdoppelte seine Marktaktivitäten seit Beginn der Corona-Pandemie, sammelte 161 Millionen Dollar bei Investoren ein und brach bereits Anfang 2022 den Rekord von 350.000 Streaming-Stunden pro Monat. Auch im DACH-Raum greift Werber an und setzt unter anderem auf den DFB. Dabei gab Deutschlands mangelhafte Netzabdeckung den Ausschlag dafür, dass Pixellot die Software überarbeitete und so eine noch stabilere Übertragung ermöglicht.
Pixellot ist weltweit führender Sport-Broadcaster und streamt monatlich mehr als 350.000 Stunden Mannschaftssport aus über 150 Ligen live in die Welt. Was macht Pixellot anders als der Wettbewerb?
Werber: „Wir begrenzen uns bei der Sportübertragung nicht auf die Proficlubs und die beliebtesten Volkssportarten. Unsere Vision ist es, Spielberichterstattung fair und demokratisch zu gestalten. Das bedeutet, dass wir Mannschaftssport von der kleinsten Amateur-Liga bis zu unterrepräsentierten Sparten wie dem Frauensport sichtbar machen. Aktuell produzieren wir Inhalte von 17 verschiedenen Mannschaftssportarten auf weltweit 23.000 Sportplätzen und Veranstaltungsorten in 70 Ländern.“
Was genau bietet Ihre Lösung?
Werber: „Unsere fünf Kamera-Module decken den Bedarf von der Videoerfassung, Analyse, Auswertung bis hin zum Live-Streaming ab. Mit der automatisierten Produktion und der individuellen Verarbeitung der Inhalte bieten wir eine Alternative zu den manuellen und amateurhaften Spielaufzeichnungen. Zudem arbeitet unsere Software mit Künstlicher Intelligenz. Damit sind wir in der Lage, unseren Usern komplett personalisierte Daten zu liefern: von der Spielstatistik über die Performance- Auswertungen bis hin zur Integration von Sponsorenwerbung und Co.“
Wie bleibt Ihr Angebot für kleine Teams und Clubs erschwinglich?
Werber: „Unser Kamerasystem ist komplett automatisiert, mobil und ganz schnell und einfach an jedem Spielfeldrand oder im Stadion installiert. Das senkt die Betriebskosten im Vergleich zu manuellen Lösungen ungemein. Hinzu kommt, dass die mit Pixellot produzierten Inhalte zu 100 Prozent dem jeweiligen Club gehören, der die Spiele über unsere App live an ein Publikum streamen kann. Diese neu gewonnene Reichweite ruft Werbepartner, Sponsoren und Co. auf den Plan, die den neuen Kanal nutzen wollen, um ihre Inhalte zu vermarkten und Markenaufbau zu betreiben. Zudem bieten wir auch Streaming mit niedriger Latenz an, sodass Clubs mit Live-Daten- Partnern auch Einkünfte aus Sportwetten generieren können.“
Aber brechen dadurch nicht die Umsätze aus Ticketverkauf und Co. vor Ort ein?
Werber: „Nein, ganz im Gegenteil. Über die hochwertigen Videoproduktionen hat auch der Club die Chance, Markenaufbau zu betreiben und alte wie neue Fans zu begeistern. Gutes Streaming ist ein Boost für mehr BesucherInnen im Stadion.“
Wo wird Pixellot am meisten genutzt? Wie wächst Pixellot im deutschsprachigen Raum?
Werber: „Aktuell sind die USA mit ca. 20.000 Pixellot-Installationen unser stärkster Markt. Hier profitieren wir insbesondere im Jugend- und Amateursport von Partnerschaften mit mehr als 12.000 High-School- und Collegeverbänden. Auch in Südafrika konnten wir bereits mehr als 200 Privatschulen mit Pixellot ausstatten. In Israel sind wir besonders stark im Basketball. Hier sind wir in insgesamt acht Ligen unterwegs und statten Frauen- wie Männermannschaften aus. In Deutschland wird Pixellot bei diversen Profiklubs, wie zum Beispiel der Akademie vom FC Bayern München eingesetzt. Besonders stolz sind wir auf die jüngste Zusammenarbeit mit den Fußball Landesverbänden unter dem Dach des DFB, wodurch mehr als 5.000 lokale Vereine Pixellot nutzen können. In Österreich kooperieren wir mit der digitalen Medien- Tochtergesellschaft von Österreichs traditionsreichem Morawa Verlag, wodurch hunderte von Veranstaltungsorten vernetzt und erstklassige Spiele, darunter aus der ersten Fußball-Bundesliga der Frauen, live übertragen werden. Die Inhalte stehen auch auf www.fan.at zur Verfügung.“
Gibt es Unterschiede bei den Produktionsbedingungen der Länder?
Werber: „Die gibt es durchaus. Tatsächlich haben uns langsame Ladezeiten, alte Kupferkabel und ein lückenhafter Netzausbau in Deutschland die Situation vor drei, vier Jahren ganz schön erschwert. Dieser Umstand hat Gespräche mit lokalen Teams hinausgezögert und uns dazu gezwungen, noch mehr in die Software zu investieren und die Übertragungsqualität zu verbessern.“
Wie hat sich Pixellot in der Corona-Krise entwickelt?
Werber: „Wir konnten unsere Marktaktivitäten in den Corona-Jahren tatsächlich verdoppeln und haben im ersten Quartal dieses Jahres mit 350.000 Streaming- Stunden/ Monat eine neue Rekordzahl erreicht. Die Tatsache, dass wir den Clubs ohne weitere Schnittstelle uneingeschränkt eigenen Content für Vermarktung zur Verfügung stellen, hat die Investition in Pixellot begünstigt und einigen Vereinen gar zur Existenzrettung verholfen. So auch in der zweiten Fußball-Liga Schottlands. Mittlerweile streamen wir hier mehr als 300 Spiele von 22 Mannschaften live. Die Berichterstattung hat den Clubs innerhalb einer Saison mehr als 200.000 Pfund in die Kasse gespült und die Anschaffungs- und Installationskosten längst um ein Vielfaches gedeckt. Die Attraktivität einer wartungsarmen und zugleich qualitativ hochwertigen Lösung hat diesen Sommer auch Investoren überzeugt, sodass wir für unsere Mission 161 Millionen Dollar von der renommierten PSG-Beteiligungsgesellschaft einsammeln konnten.“
Wie sehen Sie sich aktuell gegen die wirtschaftliche Krise gewappnet?
Werber: „Selbstverständlich sehen auch wir uns durch den Ukraine-Krieg und die Inflation mit Lieferengpässen und steigenden Materialkosten konfrontiert. Wir sind bemüht, die Kostenmargen weiterhin zu verringen. So ist für 2023 ein weiteres Kamera- System geplant, das noch erschwinglicher für Teams ist bei verbesserter Qualität.“