Corona hat bei Anbietern für Online- Lernprogramme für ordentliche Wachstumsraten gesorgt. Auch Gymglish, einer der führenden Akteure im Edu-Tech- Bereich in Frankreich, verzeichnete explosionsartige Nutzerzahlen – besonders im DACH-Raum, wo die Verkaufszahlen im Jahr 2020 um 47% gestiegen sind. Im Juni desselben Jahres wurde sogar ein neuer Rekord aufgestellt: Gymglish knackte die 5-Millionen-Nutzer-Marke und setzte damit einen neuen Meilenstein. Benjamin Levy, Mitgründer und Pionier des adaptiven Micro-Lernens, zieht ein Jahr später Bilanz und gibt einen realistischen Ausblick auf die Zeit nach der Pandemie.
Ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie erfreut sich das Online-Training, wie viele andere digitale Dienste auch, einer deutlich gestiegenen Beliebtheit bei Privat- und Geschäftskunden. Auch der Sprachkurs-Anbieter Gymglish geht gestärkt aus der Krise: Während des ersten Lockdowns konnte das Unternehmen seine Nutzerzahlen steigern: Von Mitte März bis Mitte Mai 2020 verzeichnete Gymglish einen beispiellosen Anstieg der Anmeldungen um 150% im Vergleich zu den ersten zwei Monaten des Jahres. Dieses Wachstum, das größte seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2004, entfällt auf drei Kategorien von Lernenden:
Private Nutzer machen die größte Gruppe der neuen Lernenden aus. „Die plötzlichen und tiefgreifenden Einschnitte in die persönliche Freiheit ermutigten viele Menschen, kreativ zu werden, um das zu kompensieren. Viele suchten nach Online-Aktivitäten wie Sport- oder Sprachkursen“, sagt Benjamin Levy, Mitbegründer von Gymglish.
Des weiteren zählen dazu auch Studenten von Sprachschulen und Universitäten, deren Lehrer durch digitale Tools wie Gymglish für pädagogische Kontinuität sorgen. Die Krise hat den Frontalunterricht auf eine harte Probe gestellt. Bildungseinrichtungen hatten keine andere Wahl, als auf Online-Unterricht umzusteigen und diesen mit Selbstlernmaterialien zu ergänzen. „Der Antagonismus zwischen ‚online‘ und ‚offline‘ hat sich verringert“, so Levy.
Die dritte Gruppe sind Mitarbeiter und Personalabteilungen, deren Bedarf sich aufgrund der Krise ebenfalls erhöht hat. Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern digitale Lernformate an.
Im zweiten Lockdown verlangsamt sich der Trend. Dennoch hat Corona den digitalen Fernunterricht aufgewertet – aus Gesundheits- und Nachhaltigkeitsgründen, aber auch einfach deshalb, weil viele Menschen Gefallen an dieser neuen Welt des Lernens gefunden haben. „Die Pandemie hat den Zugang zu E-Learning unbestreitbar gefördert und allgemein dazu beigetragen, dass die Existenz von E-Learning-Angeboten bekannter wurde. Die Frage ist nun, ob dieser Effekt nachhaltig sein wird.
Wir können nicht davon ausgehen, dass von nun an jeder alles online machen will, auch das Lernen einer Sprache. Im Gegenteil, sobald die Krise endet, wird der Wert von Face-to-Face-Training steigen“, sagt Levy. Außerdem folgte die Zahl der Neuanmeldungen im November 2020 nicht der gleichen exponentiellen Kurve wie im März, auch wenn sie im Vergleich zum November 2019 weitgehend gestiegen ist. „Bei der zweiten, nur teilweisen Einschränkung, konnte der positive Effekt nicht wiederholt werden. Die Verkäufe von Online-Trainingskursen explodierten nicht mehr“, analysiert Levy. Was die zweite und dritte Nutzergruppe betrifft: „Es ist noch zu früh, um beurteilen zu können, ob die hohe Nachfrage von Bildungseinrichtungen und Personalabteilungen langfristig bestehen bleibt oder eher ein kontextuelles Phänomen der Corona-Krise ist.“
Um nachhaltig weiter zu wachsen, sollte die Begeisterung für E-Learning nicht nur von der gesamtgesellschaftlichen Situation abhängen. „Es wäre falsch anzunehmen, dass die Leute, weil sie auf ihr Zuhause beschränkt sind, alle zu Klassenbesten werden und die Disziplin aufbringen, selbst zu lernen. Lockdown hin oder her, wir bleiben Menschen mit Termindruck und begrenzter Konzentrationsfähigkeit“, erklärt Benjamin Levy, für den das Hauptproblem beim E-Learning nach wie vor die Fähigkeit der Edu-Tech- Anbieter ist, langfristig gute Teilnahmequoten zu erreichen. „Personalisierte und kurze, aber vor allem unterhaltsame Inhalte motivieren den Nutzer eher als ein Lockdown!“